Polen : Deutschland einmal anders...

Alles was noch mit der F800S + F800ST + F800GT + F800GS und der F800R zu tun hat.

Re: Polen : Deutschland einmal anders...

Beitragvon SingleR » 13.09.2015, 11:06

luckyludl hat geschrieben:Es gibt Verletzungen verschiedener Art, auch seelische Verletzungen können im nachhinein durch Schock etc. ins Gespräch gebracht werden. Prellmarken sind auch oft Tage bis zu 3 oder 4 Wochen sichtbar.

Alles richtig. Aber darum geht es im Kern ja gar nicht. Auch nicht darum, dass bei Bagatellen ein Schmerzensgeldanspruch i.d.R. auszuschließen ist. Dem Polizisten einen vorzuhumpeln und eine Verletzung zu simulieren, nach der Unfallaufnahme aber quietschfidel von dannen zu hüpfen, beweist keine besonders hohe Ausprägung von Anstand und Moral. Wer der Meinung ist, es grundsätzlich so machen zu müssen, damit die Polizei den Unfall überhaupt erst aufnimmt, lässt juristischen Sachverstand vermissen. Also: erst informieren, dann diskutieren! Vielleicht musste man früher in der "DDR" den eingebildeten Kranken mimen, um die Polizei zur Aufnahme eines Unfalls zu bewegen. In einem funktionierenden Rechtsstaat wie dem Unseren ist das unnötig.

Zumindest hier bei uns in NRW ist es so (in den anderen Bundesländern sicher auch), dass die Polizei grundsätzlich jeden Unfall aufnimmt. Es ist zwar richtig, dass die Polizei nicht verpflichtet ist, geringfügigste Bagatellen zu protokollieren. Sie ist auch nicht verpflichtet, einen Unfall aufzunehmen, wenn der Unfallhergang zwischen den Beteiligten ansonsten unstrittig ist (erhebliche Sach- oder Personenschäden mal außen vor). Wenn die Polizei einen Unfall aufnimmt, dann in erster Linie, um eine Ordnungswidrigkeit oder Straftat eines anderen Verkehrsteilnehmers entweder zu sanktionieren (Verwarnungsgeld) oder aber Beweise zu sichern, damit sich im Anschluss daran die Staatsanwaltschaft und ggf. ein Gericht damit befassen kann. Bei der Frage nach der Schadenhöhe darf der Nichtexperte immer sagen, dass er diese nicht einschätzen könne. Das ist wahrheitsgemäß. Und dann rückt die Polizei auch aus. Und wenn sie da ist, wird auch eine ordentliche Unfallaufnahme gemacht. Ansonsten besteht man drauf - oder fragt nach der Begründung, wenn dies nicht erfolgen soll. Dann passt das schon. Was jedoch im Falle des Themenstarters "falsch" gelaufen ist, vermag ich nicht zu sagen. Gibt es denn ein vollständig ausgefülltes Protokoll mit Aussagen der Unfallbeteiligten und evt. Zeugen? Wurde einer der Beteiligten - wenn auch nur mündlich - verwarnt?

Eike hat geschrieben:Nicht gleich an den Richter denken. Wenn man bei der Unfallaufnahme im Beisein des Gegners sagt, man hat alles im Kasten und kann das vor Gericht beweisen, lügt der gar nicht erst. Oder glaubst Du, der Pole weiß, ob die Gopro vor Gericht zugelassen wird oder nicht ;-)

Es gibt Polen (natürlich auch Leute anderer Nationaliät), die kennen sich im deutschen Recht besser aus als so mancher Deutscher... Wenn ich so manche Beiträge in so manchem Nicht-Jura-Forum verfolge, wundert mich das auch nicht weiter.

Unfallvideos werden grundsätzlich nicht bzw. nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen als Beweismittel zugelassen. Wann der Einsatz einer Dash-Cam helfen kann (nicht: "wird", da es sich um eine Einzelfallentscheidung handelte), ist z.B. hier nachzulesen. Wer der Polizei bei der Unfallaufnahme erklärt, "alles im Kasten" zu haben, sollte ihr dann auch gleich die Speicherkarte mitgeben. Das Warum ergibt sich, wenn man sich den Link nochmal ganz langsam und intensiv reinzieht. ;-)

Und @ Eike - als (hoffentlich) abschließende Bemerkung: mit einer deutlich positiveren Grundeinstellung ist das Leben leichter! :) Mitmenschen, Polizei und unser Rechtssystem sind besser als Du uns hier in div. Threads und Beiträgen suggerieren willst. Gegen die schwarzen Schafe darf man selbstverständlich und mit dem gebotenen Sachverstand und Augenmaß, ggf. unter Zuhilfenahme unserer Exekutive und Judikative, vorgehen. Ich erkenne Deine Vorgehensweise und Ausdauer bzgl. des Hinterachsrückrufs an, aber ich teile Deine offensichtliche Ansicht nicht, dass man Behörden (insbes. der Polizei) nur (und bisweilen unter Vorspielung falscher Tatsachen) ordentlich Druck machen muss, um "sein Recht" durchzusetzen oder nur das zu erreichen, was man will. Und in den allermeisten Streifällen hilft es schon (das muss man dann aber nicht nur wollen, sondern auch können!), sich auch einmal in die Lage seines "Kontrahenten" hinein zu versetzen, um eine pragmatische und für alle Beteiligten tragfähige Lösung zu erwirken, die insbes. unsere Zivilgerichtsbarkeit erheblich entlasten würde.
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Re: Polen : Deutschland einmal anders...

Beitragvon Kajo » 13.09.2015, 14:53

Da lobe ich mir die Schweiz. Dort hätten die zum Unfall eilenden Beamten nicht nur den Unfall aufgenommen, sie hätten auch eine Sicherheitsleistung von dem "Ausländer" einbehalten.

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Re: Polen : Deutschland einmal anders...

Beitragvon Eike » 13.09.2015, 15:25

SingleR hat geschrieben:Und in den allermeisten Streifällen hilft es schon (das muss man dann aber nicht nur wollen, sondern auch können!), sich auch einmal in die Lage seines "Kontrahenten" hinein zu versetzen, um eine pragmatische und für alle Beteiligten tragfähige Lösung zu erwirken, die insbes. unsere Zivilgerichtsbarkeit erheblich entlasten würde.


Wir sehen ja, was sein faires Verhalten dem TE in diesem Fall gebracht hat :roll: Ich werde jedenfalls versuchen abzuspeichern, in einem ähnlichen Fall gleich zu behaupten, ich habe alles auf der Gopro, auch wenn diese aus war. Das wird die Wahrscheinlichkeit, daß der Gegner dreist lügt, deutlich senken. Das schließt ja nicht aus, daß man trotzdem nett und fair miteinander umgeht.

Gruß Eike
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Re: Polen : Deutschland einmal anders...

Beitragvon luckyludl » 13.09.2015, 19:58

@singleR: Vielleicht kannst Du wegen deiner Antwort froh sein in NRW zu wohnen.
In Bayern schreiben oft Polizisten kein Protokoll!
Als mir ein Pickup-Fahrer rückwärts die Einbahnstraße entgegenkam und trotz hupen mich in meinem stehenden Wagen rammte mit höherem Schadensbetrag - dieser mir auch nicht seine Personalien zur Regulierungen geben wollte, rief ich die Polizei, welche auch kam und als Kommentar angab, dass sie nur zum Austausch der Personalien da sind, da hier nur für sie ein "Bagatellschaden ohne Personenbeteiligung" vorliegt.
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Re: Polen : Deutschland einmal anders...

Beitragvon Roadslug » 14.09.2015, 07:15

SingleR hat geschrieben:Zu behaupten, man sei verletzt worden, obwohl dies nicht den Tatsachen enspricht, ist ein Straftatbestand und führt, wenn es heraus kommt, zu Recht zu Konsequenzen (nachzulesen im StGB).
Mit Verlaub, aber nach einem Sturz kann man eigentlich fast IMMER von stumpfen Verletzungen ausgehen, also Prellungen, (Rippen)-Brüchen oder im schlimmsten Fall gar inneren Verletzungen. Spüren tut man so etwas durch den Unfallschock nicht sofort sondern erst seht viel später, man sollte daher auch IMMER einen Arzt bzw. die Notaufnahme eines Krankenhauses aufsuchen. Sofort nach dem Unfall zu sagen "Mir fehlt nichts" ist also auf jeden Fall falsch. Es ist also keinesfalls eine falsche Behauptung und schon gar kein Strafbestand, wenn man etwaige Unfallfolgen angibt und das dem Arzt abklären lässt.

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Re: Polen : Deutschland einmal anders...

Beitragvon luckyludl » 14.09.2015, 10:29

Roadslug hat geschrieben:
SingleR hat geschrieben:Zu behaupten, man sei verletzt worden, obwohl dies nicht den Tatsachen enspricht, ist ein Straftatbestand und führt, wenn es heraus kommt, zu Recht zu Konsequenzen (nachzulesen im StGB).
Mit Verlaub, aber nach einem Sturz kann man eigentlich fast IMMER von stumpfen Verletzungen ausgehen, also Prellungen, (Rippen)-Brüchen oder im schlimmsten Fall gar inneren Verletzungen. Spüren tut man so etwas durch den Unfallschock nicht sofort sondern erst seht viel später, man sollte daher auch IMMER einen Arzt bzw. die Notaufnahme eines Krankenhauses aufsuchen. Sofort nach dem Unfall zu sagen "Mir fehlt nichts" ist also auf jeden Fall falsch. Es ist also keinesfalls eine falsche Behauptung und schon gar kein Strafbestand, wenn man etwaige Unfallfolgen angibt und das dem Arzt abklären lässt.

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Und dies kann nach einer Verschlimmerung der Schmerzsituation, wie es fast mittlerweile Praxis ist, sogar nach Tagen geschehen (Feststellung: Am liebsten kommen Patienten am Samstag oder Sonntag in Notaufnahmen, weil das Geschehen schon am Montag oder Dienstag war, jetzt aber der Schmerz gewaltig zunahm).
Zumal ein (wie hier) Arzt auch nicht immer gleich zum Arzt geht, mit den Worten: "Des werd scho wieda". winkG
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Re: Polen : Deutschland einmal anders...

Beitragvon Molch » 14.09.2015, 13:05

;-) Bei spektakulären Unfällen wird sogar bei BMW-Fahrern Adrenalin ausgeschüttet, was ja im Fahrbetrieb nicht so oft vorkommt. :mrgreen:
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Re: Polen : Deutschland einmal anders...

Beitragvon Kajo » 14.09.2015, 15:23

Molch hat geschrieben:;-) Bei spektakulären Unfällen wird sogar bei BMW-Fahrern Adrenalin ausgeschüttet, was ja im Fahrbetrieb nicht so oft vorkommt. :mrgreen:


Wir (BMW-Motorradfahrer) fahren halt nicht schmerzfrei durch die Gegend.

Bei meinem Unfall letzten Oktober hat die Adrenalin-Ausschüttung gereicht bis die Notärztin eingetroffen, einen Zugang gelegt und Schmerzmittel verabreicht hatte.

Gruß Kajo Bild
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