Hmm, ich möchte keinem Schreiber eines Beitrags in diesem Thread unterstellen, er halte das BMW-Management für einen Haufen Idioten.
Dass die kleinen Hubräume eher für den asiatischen als für den nordamerikanischen oder europäischen markt gedacht sind, klang hier ja schon an. Die Kernfrage ist aber, was passieren könnte, wenn sich BMW entschlösse, in Fernost Motoren zu bauen und sie in Modelle einzubauen, die in Europa einen mehr als nur unbedeutenden Marktanteil haben. Mithin also in Modelle, die in der Sparte "Motorrad" zur Mittel- oder Oberklasse gehören. Wenn einige sagen, dass sie keine BMW mit Chinamotor kaufen wollen, dann ist das weder zu kritisieren noch wegzumissionieren.
Zumindest scheint man aber den Käufern der Mittelklassemodelle (F-Modellreihen) zuzutrauen, dass es ihnen näherungsweise egal ist, woher die Motortechnik kommt. Sonst würde man nicht unisono betonen, dass sich die Fans der Boxer- oder Vierzylinder-Modellreihen keine "Sorgen" machen müssen. Was aber - in Europa! - passieren kann, wenn man europäische Technik durch chinesische ersetzt (bzw. was nicht passiert, wenn man sie unter deutschem label einführt), dafür gibt es Beispiele genug:
- Die C-Roller verkaufen sich nicht gerade wie die warmen Semmeln: nimmt man BMW nicht ab, dass sie keine Roller-Kompetenz haben? Hat das Markenlogo vielleicht doch nicht die Bedeutung, die es haben müsste, damit die C-Reihe in Europa auf einigermaßen ansehnliche Stückzahlen käme? Ist die Marke BMW vielleicht doch nicht so stark wie die von McDonalds, Coca-Cola, Microsoft, Apple oder Google?
- Die Einzylinder-Eintöpfe (G-Reihe) spielen bei BMW kaum mehr eine Rolle. Liegt es einfach nur daran, dass alle immer "größer" und "stärker" wollen? Ich persönlich mag nicht so recht dran glauben, denn die 2-Zylinder-Fs waren seinerzeit vielen "Eintopfern" zu groß, zu schwer und auch zu teuer. Und ob es klug war, die G650GS aus Brasilien (mit Chinamotor) zu importieren und nachzuschieben? Auch daran habe ich Zweifel, denn ein paar Jahre zuvor ging nochmal kurz ein Run auf die G650X-Modelle los, als bekannt wurde, dass in diesen Modellreihen der Rotax vom Loncin abgelöst werden sollte.
Wohlgemerkt: der europäische Markt ist klein genug, so dass man hiesige Verluste locker durch entsprechende Erfolge in den Schwellenländern wettmachen kann. Es stellt sich aber die Frage, ob es aus gesamtunternehmerischer Sicht klug ist zu riskieren, in der "alten Welt" in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen. Ich traue den BMW-Verantwortlichen die Kompetenz und den Weitblick, das richtig abzuschätzen, durchaus zu. Es verändert aber auch nicht mein persönliches "Was-Wäre-Wenn"-Szenario.