pieronie hat geschrieben:Oftmals werden die Budgets viel zu optimistisch vorgenommen. Sie geben viel mehr die Wünsche und nicht die Realität wieder. ... Ich wollte mal eine Hose kaufen, dachte mir Du musst mal auch die Jungs unterstützen. Antwort: hama nicht, kann ich nicht helfen, weiss ich auch nicht... So wirst Du keine Kunden gewinnen... schade.
Hast recht - und irgendwo beißt sich die Katze auch in den Schwanz. Es ist leider heute allgemein so, dass es in Bezug aufs Marketing nicht mehr genügt, nur zu kleckern. Wenn ein Re-Launch, dann richtig. Und wenn dann die Budgets begrenzt sind, dann lieber regional in die Vollen gehen als die zur Verfügung stehenden Budgets bundesweit nur spärlich verteilen zu können.
Ein weiteres Problem ist natürlich auch der Einkauf: welcher Lieferant gibt schon gerne Kontokorrentkredite an einen Kunden, der zuvor noch insolvent war und dessen Zahlungsfähigkeit / Bonität man nicht einschätzen kann? Wie schnell ist dann der EInkäufer in der "Vorkassenfalle"? Weil die voraussichtlichen Bedarfe nicht abschätzbar sind, kommt es schnell zum beschriebenen "Hama-nich"-Problem, nämlich dass bestimmte Artikel nicht bevorratet werden (bzw. nicht in ausreichender Zahl bevorratet werden können) - und mir ist es bei HG (da ging es gerade mal um eine Tube Motul-Kettenfett) ja auch schon widerfahren. Aus Vertriebssicht geht jede Fehlmenge mit einer Unzufriedenheit des Kunden einher - mit entsprechenden Folgen für Image und Umsatz. Wobei gerade diese Faktoren maßgeblich dafür sind, ob ein angeschlagenes Unternehmen wieder auf die Beine kommt oder nicht.
Rein sortimentstechnisch war HG ja auf dem richtigen Weg - obwohl sie sich diesen LS2-Helmmist hätten sparen können (ok, Insider wissen ja, warum LS2 bei HG gelistet war
). Man hat außerdem z.T. Hersteller gelistet, die bei den anderen Filialisten eben nicht verfügbar waren. Aber klar: was nützt es, wenn man anschließend Probleme bei der Warenverfügbarkeit hat?
Warum es die schon erwähnte "Mot-Ecke" noch gibt, schreibe ich klar dem Umstand zu, dass sich die Verantwortlichen regional konsolidiert haben. Wir hatten im PLZ 402.. auch mal einen Laden. Recht kompetente Leute dort. Dann wurde der Shop zugemacht. Seitdem bekomme ich regelmäßig Werbung aus dem süddeutschen Raum. Ok, ich muss zugeben, dass ich in der zweitschönsten Region Deutschlands nicht oft genug bin - weil ich nicht jedes Mal 450 km fahren möchte. Ich habe z.B. mit FC-Moto in der Nähe von Aachen gute Erfahrungen gemacht - und ich nehme im Zweifel auch eine Fahrstrecke (hin und zurück) von fast 180 km in Kauf. Im Vergleich zu den anderen Filialisten brummt der Laden auch samstags außerhalb der Saison. Wenn dort nicht vergleichsweise kompetente Leute bedienen würden, und wenn man dort nicht auch z.T. exotische Marken (Helmhersteller...) führen würde, hätte der Laden sicher auch ein Problem.
Die Shoplage von HG finde ich jetzt noch nicht so schlimm. Wenn man nicht über eine ausreichende Anzahl von Stammkunden verfügt, muss man halt dort präsent sein, wo der Wettbewerb ist. Weil nur dort das Klientel auch anzutreffen ist, dem man Umwege ersparen muss. Der einzige, der es sich inzwischen leisten kann, Shops auch dort zu eröffnen, wo umme Ecke kein Wettbewerber zu finden ist, ist Louis. Da zahlt es sich (neben dem Fokus auf Beratungskompetenz) eben aus, dass man noch an einem klassischen Filialkonzept festhält statt einen nicht unerheblichen Teil des unternehmerischen Riskos auf Franchisenehmer abzuwälzen, die nicht selten bei Umtauschen oder Mängelrügen von der Konzernzentrale im Regen stehen gelassen werden..