Elektromotorräder sind immer öfter in aller Munde und sie stehen ja auch in jeder Hinsicht in einem positiven Licht. Einfach in der Garage einstöpseln, nie mehr Tanken, geringe Wartungskosten und mittlerweile für viele Nutzer eine annehmbare Reichweite. Obendrein sollen Eletromotorräder aus Umweltsicht auch relativ wenig belastend sein. Lärmemissionen sind auch noch vernachlässigbar.
Prima! Für mich als berufspendelnder Motorradfahrer also das ideale Fahrzeug, zumal für den längeren Wochenendtrip auch noch eine alte Honda zur Verfügung steht. Doch je mehr ich mich mit dem Thema auseinander gesetzt habe, umso mehr Schattenseiten habe ich entdeckt. Nummer eins ist offensichtlich: Der Einstiegspreis. Um die 15.000€ muss man für ein ,,richtiges“ Fahrzeug schon einplanen. Kein Problem, dachte ich mir. Einen Teil des Mehrpreises fahre ich ja über Kraftoffersparnis und geringe Wartungskosten wieder ein, Steuerfreiheit eingeschlossen. Außerdem bin ich grundsätzlich bereit, für tolle innovative Technik mehr Geld zu bezahlen. Doch zwei KO-Kriterien sind dann doch für mich aufgetaucht: Die Ladeinfrastruktur und der Akku. Bei der momentanen Ladeinfrastruktur hier in Deutschland kann man fast nur sagen: Lade zuhause, oder lass es. Sich durch die Tarife und Anbieter zu wälzen, ist vergleichtbar, wie sich um einen neuen Handyvertrag/Prepaid Karte zu kümmern. Dazu sind die Konditionen und Preise zum Großteil momentan einfach inakzeptabel. Ich könnte zu Grossteil zuhause laden, aber leider nicht immer. Und müsste ich außer Haus laden, so wären die Ladesäulen meistens auch noch relativ weit entfernt. Ich schätze am Motorrad in der Stadt ja auch u.a., dass ich nahe bzw. am Zielort parken kann. Der Akku: Hält mind. 5Jahre oder 160.000km, sagt ein Hersteller bzgl seiner Garantie. Die Betonung liegt auf ODER. Ich denke, es gibt fast keinen Motorradfahrer, der 160.000km in 5Jahren schafft. Ich nutze mein Alltagsmotorrad so um die 8000km pro Jahr, macht in 5Jahren 40.000km. Da die Akkus auch zeitlicher Alterung unterliegen, ist es natürlich interessant, wie lange so ein Akku nun wirklich hält. Ein größer deutscher Premiumhersteller mutmasst so um die 10Jahre für seinen Elektroroller und gibt 5Jahre oder 50.000km Garantie. Erfahrungen mit amerikanischen Elektromotorrädern zeigen eine Lebensdauer von ca. 5-7Jahren. D.h. Ich kann damit rechnen, dass mein Motorrad nach ca. 7Jahren nicht mehr nutzbar ist. Und dann? Neuer Akku? Ok, dachte ich mir, was kostet sowas denn? Bei den amerikanischen Herstellern habe ich leider keine vernünftige Antwort bekommen, da die wohl auf günstigere und leistungsstärkere Akkus spekulieren. Also geschaut, was der relativ kleine Akkupack des deutschen Premium-Elektrorollers kostet. Ca. 5500Euro plus Einbau, wurde mir genannt. Macht nach 7Jahren: 65€ pro Monat oder knapp 0,10€ pro Kilometer ohne Einbau! Und nun die Frage: Werde ich Elektromotorradfahrer? Nein. Bei den jetzigen Bezinpreisen und unter der Berücksichtigung, dass es verlässlige, sparsame und spritzige Benzin-Motorräder für 5-6000€ gibt, die auch nach 7Jahren ohne grosse Investition noch weiterlaufen, werde ich momentan davon noch absehen. Was muss sich ändern, damit ich umschwenke? Die Ladeinfrastruktur muss besser werden. Ich muss ohne Kartenbindung etc. an jede Säule fahren können, Stecker rein, Stecker raus, bezahlen und fertig. Vorne muss vorher dranstehen, was 1kwh kostet und ich sage, wieviel ich möchte. Es muss außerdem mehr Ladesäulen in Deutschland geben. Dann muss mir als Kunden eine kostenmäßig akzeptable Perspektive aufgezeigt werden, was ich für Möglichkeiten habe, wenn mein Akku nach der Garantie kaputt geht, ich aber das Fahrzeug weiter nutzen möchte. Zumindest für eine Gesamtnutzungsdauer von 15Jahren. Die sollte ja mindestens gegeben sein, wenn man von einem relativ wenig umweltbelastendem Fahrzeug spricht....