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Hallo Gemeinde,

...wende mich heut an alle PS-Junkies und Hubraum-Freaks.
In meiner Mikroprozessor- und Antennensignal- Welt hat Hubraum bisher keine Rolle gespielt, deshalb auch das ein- oder andere
defizit in diesen Grundlagen

Grundlage war folgendes Gespräch...
1100er GS (Boxer) zu 800R "...na ja, viel schneller is mein Bike auch nicht als deins,
aber ich kann wegen des Hubraums vieeeeel schneller beschleunigen als du..., muss mich richtig festhalten
beim Beschleunigen..."

Was isn nun bitte Hubraum??? Ist es mehr Beschleunigung oder mehr Drehmoment??? Ist es von beidem etwas und die 1100er Aussage trifft zu???
...versteh ich alles nicht so wirklich

EXTREMBETRACHTUNG: BOSS HOSS, V8, 7ltr. Hubraum, ~800Ps, 4 Zimmer, Küche, Diele, Bad, iss auch kein Beschleunigungswunder...,
kann dafür aber das Aachener Rathaus von A nach B transportieren...

...bitte erleuchtet mich

http://www.tuning-fibel.de/kolumne/drehmoment-luege.php

Verquer erklärt und mit leichten Mängeln im Detail, aber ansonsten korrekt. So lange ein Getriebe verwendet wird, ist das Motordrehmoment egal, wenn es um Beschleunigung geht.

Wichtig bei der Betrachtung der Beschleunigung ist neben dem vermeintlichen Drehmoment
die Spitzenleistung, die Spitzendrehzahl, die Getriebeübersetzung und auch die Anbtriebsübersetzung.

Man müßte jetzt aus diesen Angaben ein "Radzugdiagramm" anfertigen und die Diagramme beider
Moppeds miteinander vergleichen. Das ist schlußendlich die Kraft, die auch während des gesamten
Geschwindigkeitsbandes durch alle Gänge hindurch am Hinterrad anliegt.

Und dabei wurde noch nicht mal die halbe Tonne Eigengewicht der Boss Hoss berücksichtigt.

Soweit ist alles richtig, was meine Vorposter geschrieben haben. Ein Punkt wurde allerdings noch nicht berücksichtigt, nämlich das Fahrzeuggewicht. Die F800R ist um rund 50kg leichter als die R1100GS. Dadurch wird das (scheinbare) Manko des geringeren Drehmoments locker kompensiert. Der Vorteil des größeren Hubraums ist natürlich, dass das maximale Drehmoment in der Regel bei niedriger Drehzahl und über ein längeres Drehzahlband zur Verfügung steht. Wer also das schaltfaule cruisen liebt ist wahrscheinlich mit einem hubraumstarken Monster besser bedient. Im direkten Vergleich zwischen meiner vorher gefahrenen R1150R und jetzt F800R merke ich allerdings keinen Unterschied. Im Gegenteil, die F800 ist subjektiv spritziger (beschleunigt also stärker) als die R1150.

Roadslug

Vor ein paar Wochen auf der Dosenbahn... mein Kumpel mit seiner 1200GS Adventure und ich mit meiner F800R.

Beide im 6 Gang bei ca. 120km/h...
Wir wollten mal wissen ob die 1200er wirklich besser zieht als die 800er... haben also nahezu zeitgleich den Gashan bis zum Anschlag aufgedreht.

Wir konnten kein Unterschied feststellen.... bei 200km/h war der Abstand in etwa gleich groß wie bei 120km/h.
Habe eigentlich damit gerechnet das er jeden Moment an mir vorbeizieht... hat er aber nicht...

Und auch in andere Situationen konnte ich sehr leicht mit der Adventure mithalten!

Mein Fazit daraus.... Hubraum ist nicht alles!!

lg
Thorsten

Roadslug hat geschrieben:Soweit ist alles richtig, was meine Vorposter geschrieben haben. Ein Punkt wurde allerdings noch nicht berücksichtigt, nämlich das Fahrzeuggewicht.

Drehmoment kompensiert das alles:

Kraft = Masse * Beschleunigung
Kraft = Drehoment / Radius

Um bei mehr Masse die gleiche Beschleunigung zu erzielen braucht's nur mehr Drehmoment am Rad. Mehr Drehmoment am Rad aus dem gleichen Drehmoment an der Kurbelwelle macht das Getriebe.

Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, außer...

Norton NRV 588
--> 588 cm³, 170PS

so viel zu Hubraum bzw. Kammervolumen

Tiefflieger hat geschrieben:Hubraum ist durch nichts zu ersetzen, außer...

...durch noch mehr Hubraum

Dieser Spruch der Motortuner ist schon älter wie der Böhmerwald. So ganz stimmt er aber im Zeitalter der der immer häufiger auftretenden Direkteinspritz-Motoren mit Abgasturbolader auch nicht mehr. Naja, zugegeben, beim Motorrad sind diese Motoren bisher noch nicht vertreten. Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Denkt in 10 Jahren an meine Worte.

Roadslug

Also, ich bin ja dieses Jahr von der R1100S auf die F800St umgestiegen. Rein gefühlsmässig würde ich behaupten, daß die 800St in der Beschleunigung zumindest so gut ist wie die 1100S, vielleicht sogar einen Tick besser. Vielleicht fühlt sich das aber auch nur so an, weil alles leichter ist. Dagegen konnte ich mit dem Boxer eben auch noch bequem mit 2000 T/min
um Spitzkehren fahren und dann flott beschleunigen. Bei der St geht es da schon etwas gemütlicher zu. Da fehlt meiner Meinung nach schon etwas der Hubraum. Hatte vor der 1100S 5 Jahre eine VFR ( also einen 4-Zylinder mit 800 Kubik) und da ging unter 3000 T/min überhaupt nichts aus Spitzkehren.

@Thorsten: Mach deinen Beschleunigungsvergleich nochmal aus 50 Km/h. Dann ist die 1200er aber kilometerweit vor dir...

Fluffman hat geschrieben:@Thorsten: Mach deinen Beschleunigungsvergleich nochmal aus 50 Km/h. Dann ist die 1200er aber kilometerweit vor dir...

Na, "kilometerweit" halte ich für etwas übertrieben.
Auf gerader Strecke mag das vielleicht in etwa hinkommen.... aber bisher hatte ich noch nie Probleme mit der Adventure mitzuhalten (aber er hat sie auch noch nicht so lange).

Auf Kurvenreichen Strecken halte ich die R aber für überlegen (aber das hat wohl nichts mit dem Hubraum zu tun!)

Ich finde die R hat genug "kraft" und braucht sich nicht vor Hubraumstärkeren Maschinen zu verstecken!!

lg
Thorsten

Klar war "Kilometerweit" übertrieben.

Es gibt aber praktisch kein immer klar überlegenes Motorrad. Bei weiten Bögen oder Autobahn rauscht die F800 der GS davon. Wird es extrem kurvig ist die GS wieder vorn weil sie besser aus den Ecken drückt und Handlicher ist (Adventure mal ausgenommen). Wird es wieder schneller und die F kann Drehzahlmäßig in der nähe der Spitzenleistung fahren kommt die GS wieder nicht hinterher. Wird der Belag dann schlechter ist die GS wegen des besseren Fahrwerks wieder vorn usw...

Ich bin übrigens gerade von der F800s auf die 1200er GS umgestiegen und die GS fühlt sich da wo ich fahre klar stärker und handlicher an. Ich bin vorher immer 1000er Japaner gefahren und die F nervte mich immer mit ihrer (im Vergleich) Schlappheit unten raus. Ohne viel Schalten geht da nix.

Ein gutes Motorrad ist aber immer das, das einem passt und womit man glücklich ist. Egal wieviel Hubraum. Die am meißten limitierende Komponente ist eh immer der Fahrer

Der Fluffman hat da schon recht.

Aus eigener Erfahrung (habe ne F/S) kann ich sagen, dass einem ein mehr an Hubraum deutlich mehr Souveränität im Straßenverkehr erlaubt.
Mein Vater fährt ne K1200RS und das ist kein Vergleich zur F800..
Es ist zwar so, dass wenn ich den Hahn voll aufreisse und die Straßen dementsprechend eng sind, dass er mir nicht davon kommt.
Allerdings kann er nahezu die ganze Zeit im 5. Gang fahren und ich bin am Schalten wie ein Verrückter.
Mehr Hubraum bringt einem halt ein viel viel breiteres Drehzahlband und deutlich mehr Druck "unten raus".