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Zentrifugalölfilter

BeitragVerfasst: 19.12.2013, 09:14
von HarrySpar
Kennt ihr schon den Zentrifugalölfilter?
Habe erst gestern erfahren, daß die Honda Innova und Honda Wave so einen haben.
Die haben zum einen ein rechteckiges Ölsieb aus Metall und zum anderen eben so einen Zentrifugalölfilter.
Grobe Späne bleiben im Ölsieb hängen und das feine Zeugs wird in diesem Zentrifugalölfilter an die Wand geschleudert, wo es dauerhaft im Ölfilm kleben bleibt.
Bei der Wartung wird dann der Deckel von diesem Zentrifugalölfilter abgenommen und das feine Spänezeugs rausgewischt. Ich werde das dann im Winter 2014/15 bei der Honda Wave meines Vaters auch tun müssen.

Harry

Re: Zentrifugalölfilter

BeitragVerfasst: 19.12.2013, 09:39
von Roadslug
Hey Harry,
das ist mit Verlaub gesagt ein ziemlich alter Hut und war in den 60er-Jahren die Standard-Motorenbauweise bei FIAT (und anderen Motoren-Herstellern). Der Zentrifugal-Filter war dabei in der vorderen Keilriemenscheibe untergebracht und der Ölstrom musste über die Riemenscheibe in die hohlgegossene Kurbelwelle und von dort an die Lagerstellen gebracht werden. Damit ist auch schon der Hauptnachteil dieser Konstruktion erklärt: Es funktioniert nur mit Guss-Kurbelwellen und weil die hohle Gusskontur Platz benötigt mit entsprechend großen Lagerabständen. Bei den für Hochleistungsmotoren erforderlichen Schmiedewellen und den gewünschten kompakten Abmessungen lässt sich das nicht machen, daher ist man von der Bauweise abgekommen.

Roadslug

Re: Zentrifugalölfilter

BeitragVerfasst: 19.12.2013, 09:47
von schmidt
Hallo,
das ist altbekannte Technik und hatte mein FIAT 850 schon in den 60iger Jahren.
LG
schmidt

Re: Zentrifugalölfilter

BeitragVerfasst: 19.12.2013, 09:53
von HarrySpar
Die Grundkonstruktion der Innova und Wave geht ja auch bereits in die 60er Jahre zurück.
Aber so einen Zentrifugalölfilter kann ich doch immer in den Ölkreislauf mit reinbauen. Unabhängig von der Art der Kurbelwelle.
Ist halt einfach nur eine Art runde Blechdose, die sich mit Kurbelwellendrehzahl dreht mit einem Eintritt und einem Austritt fürs Öl. Wie es dann mit dem Öl nach dem Austritt weitergeht, ist doch frei konstruierbar.

Harry

Re: Zentrifugalölfilter

BeitragVerfasst: 19.12.2013, 10:49
von CBR
Hat sich halt nie richtig durchgesetzt obwohl gar nicht so schlecht, aber leider zu kostenintensiv.

Re: Zentrifugalölfilter

BeitragVerfasst: 19.12.2013, 13:29
von HarrySpar
CBR hat geschrieben:Hat sich halt nie richtig durchgesetzt obwohl gar nicht so schlecht, aber leider zu kostenintensiv.

Soooooo kostenintensiv kann es aber nicht sein, wenn Honda diese Ölfilterbauart bei der absolut auf niedrigen Preis getrimmten Innova und Wave verwendet.

Re: Zentrifugalölfilter

BeitragVerfasst: 19.12.2013, 15:23
von 815-mike
...diese Art der Ölfilterung stammt aus der Steinzeit des Motorenbaus. Sie wird (noch) dort angewendet, wo es wirklich auf den allerletzten Cent Produktionskosten ankommt und keine hohe Standzeit erwartet wird.
Das ist daher das Billigste vom Billigen - mit entsprechend schlechter Reinigungswirkung.
Schmutzreservoirs finden sich aber auch heute noch zB in Kurbelwellen. Geht übrigens auch bei geschmiedeten Teilen, bei denen ja die Ölkanöle gebohrt werden müssen. Ein solcher Kanal, verschlossen durch einen Stopfen, kann dann u.a. als ein "Schmutzlager" verwendet werden.

Re: Zentrifugalölfilter

BeitragVerfasst: 19.12.2013, 17:11
von Roadslug
Ölbohrungen in der Kurbelwelle, die mit Stopfen verschlossen werden findet man bei modernen Motoren nur noch selten, zu aufwändig in der Fertigung und zu fehlerträchtig, da ein nicht fest sitzender Stopfen in der Regel einen kapitalen Motorschaden bedeutet. Heutzutage erfolgt die Schmierung der KW-Hauptlager meistens durch Ölkanäle in den Hauptlagerstühlen des Kurbelgehäuses und die Schmierung der Pleuellager durch schräge Bohrungen von den Hauptlagerzapfen über die Kurbelwangen zu den Pleuellagerzapfen der Kurbelwelle. Dadurch müssen keine Pfropfen gesetzt werden. Zumindest BMW wendet bei allen Motoren diese Bauart an.

Roadslug

Re: Zentrifugalölfilter

BeitragVerfasst: 19.12.2013, 17:28
von 815-mike
Roadslug hat geschrieben:Ölbohrungen in der Kurbelwelle, die mit Stopfen verschlossen werden findet man bei modernen Motoren nur noch selten, zu aufwändig in der Fertigung und zu fehlerträchtig, da ein nicht fest sitzender Stopfen in der Regel einen kapitalen Motorschaden bedeutet. Heutzutage erfolgt die Schmierung der KW-Hauptlager meistens durch Ölkanäle in den Hauptlagerstühlen des Kurbelgehäuses und die Schmierung der Pleuellager durch schräge Bohrungen von den Hauptlagerzapfen über die Kurbelwangen zu den Pleuellagerzapfen der Kurbelwelle.
Roadslug

JA - das ist die technisch einzig sinnvolle Lösung für Serienmotoren!!

Roadslug hat geschrieben: ...dadurch müssen keine Pfropfen gesetzt werden. Zumindest BMW wendet bei allen Motoren diese Bauart an.
Roadslug

DIESE Aussage ist allerdings falsch, lieber Roadslug! Gleich mehrere aktuelle Motorbaureihen von BMW weichen davon ab!

Re: Zentrifugalölfilter

BeitragVerfasst: 19.12.2013, 22:08
von Ally
Meines bescheidenen Wissens nach, wird bei dieser Methode, die nötige Schmierung durch ein erhöhtes Lagerspiel erreicht, und wie das ausgehen kann wissen wir ja hier im Forum :lol:

Re: Zentrifugalölfilter

BeitragVerfasst: 19.12.2013, 23:16
von Roadslug
Autsch, das hättest du jetzt besser nicht geschrieben. Der Vergleich mit der von dir gemeinten HA-Lagerung mit der Kurbelwellen-Lagerung ist ja so was von schräg, da kann man nur noch den Kopf schütteln.

Roadslug

Re: Zentrifugalölfilter

BeitragVerfasst: 20.12.2013, 02:00
von Kowalski
In jungen Jahren fuhr ich einen FIAT 2300 6-Zylinder, der hatte diese Filterlösung auch. Vorne an der Riemenscheibe Deckel abschrauben und die feste Masse mit einem Schraubenzieher oder kleinen Spachtel rauspopeln.

Wurde auch im LKW-Motorenbau z.B. bei SCANIA verbaut, mein alter 110 hatte diese Technologie. Hier aber nicht in der Riemenscheibe, sondern extra, sah aus wie der Farbbehälter einer Sprühpistole, auch Alu. Beim Abstellen des Motors hörte man die Zentrifuge auslaufen, hörte man nichts, war das Gehäuse zu vom ausgeschleuderten Dreck und spätestens da musste man ran und das Ding reinigen.

Später waren dann in der Nutzfahrzeug-und Landwirtschaftsmotorisierung die Oelbad-Filter in, die mit Oel benetzte Filterwolle nahm den gerade bei Baustellenfahrzeugen und Traktoren erhöhten Staubanteil in der Luft sehr gut auf, die Filter konnten je nachdem öfters gereinigt werden.

Heute sind diese Filterlösungen Geschichte, neben Dieselfilterpatronen gibt es die Oelfilter auch nur noch so.

Re: Zentrifugalölfilter

BeitragVerfasst: 20.12.2013, 08:24
von Harry
Diese Filterart wurde längst vor den 60er eingesetzt.
Im 2 WK. Wurde die optimiert. Heute werden in vielen Bereichen der Industrie Zentrifugen eingesetzt.

Nachteil und wahrscheinlich auch der Grund warum sie in der Fahrzeugtechnik nicht ankommt ist die zu grobe Filterreinheit. Die heutigen Spieloptimierten Motoren vertragen dies nicht. Hat sie ein Motor verbaut ist er auch darauf ausgelegt und eher ein Motor der ruhigen Gangart mit wenig Leistung. Als vorfilter um ein grossteil des Schmutzes zu entfernen sind sie sehr gut, gerade wen viel Schmutz anfällt. Feinfiltration danach dann über Filter.

Harry