Schaltprobleme werden schlimmer

[Asahi]

Hallo,

ich bin auf der Suche zur Fehlerbehebung der Schaltprobleme der F800R (Bj. 2014) meines Sohnes vor einiger Zeit auf das Forum gestossen und habe, auch zu anderen Themen (LED-Licht..), schon einige gute Informationen gefunden. Deswegen mein erster Thread mit der Bitte um Nachhilfe.

Die "üblichen" Schaltprobleme der R werden langsam schlimmer, so dass es inzwischen auf längeren Touren ziemlich lästig wird und die Fahrfreude mit der Maschine deutlich getrübt ist. Fehlerbild: Das Runterschalten hakt häufig, der Ganghebel mus oft 2 mal betätigt werden damit der Gang wechselt, der Gang bleibt stehen und wechselt nicht oder die Ganganzeige im Display zeigt nichts mehr an, das Hochschalten ist schwergängig und der Gang wechselt nicht...

Ich wollte als mittelmäßig begabter Schrauber (Niveau beim KFZ: Bremsbeläge, Bremsscheiben, Auspuffwechsel ...) selber danach schauen. Ist das möglich oder sind Spezialkenntnisse und/oder -werkzeug erforderlich?

Da man sich mit einer Reparaturanleitung leichter tut und es verschiedene gibt: Welche wäre denn empfehlenswert?

Da BMW-Teile ja recht preisintensiv sind: Von welchem Hersteller gibt es empfehlenswerte Ersatzteile?

Grüße aus Oberschwaben

Jürgen

[815-mike]

...Probleme beim HERUNTERschalten UND schlecht/nicht einlegbarem "Neutral" deuten idR auf eine nicht einwandfrei trennende Kupplung hin.
Schnellste Überprüfung (im Stand...): bei akut vorliegendem Schaltproblem einfach den Motor ausmachen. Wenn die Schaltprobleme bei "Motor aus" verschwinden, dann liegt es an der Kupplung.
(zB viel zu großes Spiel eingestellt, oder verzogene Kupplungsscheiben, oder...)

[Eckart]

Für einen mittelmäßigen Schrauber ist die Reparatur des Getriebes vielleicht eine Nummer zu groß, aber vor der Reparatur steht die Diagnose: Wenn ein Getriebe nicht richtig schaltet, dann oft, weil die Kupplung nicht richtig trennt. Da ist allererster Punkt die Kontrolle des Kupplungsspiels und der Zustand des Kupplungszugs, die in 90 % der Fälle die Ursache sein dürften. Dann käme die Kupplung selbst, an die ich mich auch nicht herantrauen würde, aber andere tun es. Wenn die auszuschließen sind, sind Getriebeprobleme evtl. verbogene Schaltgabeln ... aber dafür muss ich Anderen das Wort überlassen.

[Asahi]

Danke für die Tipps. Werde es bei der nächsten Fahrt, wenn das Problem auftritt, testen. Einstweilen, vielleicht hilft auch das weiter, mal im Stand folgendes getestet.

Stehender Motor:
Geht von 1 auf N und zurück. Von N auf 2 (oder weiter) geht nicht.

Laufender Motor:
Geht von 1 auf N und 2, 3, 4, 5 und 6. Bei ständig gezogener Kupplung durchgeschalten.
Von 6 auf 5: Ganganzeige im Display verschwindet und weiteres Schalten bei gezogener Kupplung geht nicht. Wenn ich dann die Kupplung langsam kommen lasse (Bike steht mit freiem Hinterrad) gibt es ein leichtes Krachen im Getriebe und der 5 geht rein. Ebenso bei den anderen Gängen.

[815-mike]

Motorradgetriebe lassen sich bei "Motor aus" UND stillstehendem Getriebe nicht vollständig 1-N-2-3-4-5-6 durchschalten, weil für diverse Gänge die Grundvoraussetzung "Klauen des axial zu verschiebenden Zahnrades treffen auf entsprechende Fenster des zu schaltenden Zahnrades" dann nicht zutrifft; d.h. der Gang kann in dieser Konstellation gar nicht eingelegt werden.
Will man bei "Motor aus" alle Gänge eines Motorrads durchschalten, dann muß man dazu das Hinterrad "manuell" drehen (also entweder auf Hauptständer gestellt oder Moped schieben), so daß das für's Einlegen des Ganges notwendige Fluchten von Klauen und Fenstern der betreffenden Zahnräder erreicht wird.
Charakteristisch für lausig trennende Kupplungen: es ist fast unmöglich, bei laufendem Motor Neutral einzulegen. Stattdessen springt man dauernd zwischen 1 und 2 hin und her.
Oft tritt das Problem auch nur bei heißem Motor auf - temperaturbedingt verformen sich dann die Kupplungsscheiben (stärker), während sie evtl. "kalt" relativ plan sind.

[Eckart]

Stehender Motor:
Geht von 1 auf N und zurück. Von N auf 2 (oder weiter) geht nicht.

Ein Schalten bei stehendem Motor muss nicht möglich sein. Möchte man bei stehendem Motor schalten muss man meist das Hinterrad bewegen, damit die Gänge einrasten. Dieser Test war also nicht so sehr aussagekräftig.

Laufender Motor:
Geht von 1 auf N und 2, 3, 4, 5 und 6. Bei ständig gezogener Kupplung durchgeschalten.

Soweit also normal.

Von 6 auf 5: Ganganzeige im Display verschwindet und weiteres Schalten bei gezogener Kupplung geht nicht.

Das Verschwinden der Ganganzeige bedeutet, dass der Gang nicht richtig eingelegt ist. Die Schaltwelle ist in einer Zwischenposition.

Wenn ich dann die Kupplung langsam kommen lasse (Bike steht mit freiem Hinterrad) gibt es ein leichtes Krachen im Getriebe und der 5 geht rein. Ebenso bei den anderen Gängen.

Motorradgetriebe lassen sich zumindest zwischen den höheren Gängen auch ohne Kupplung schalten und mit dem richtigen Feingefühl geht das auch ohne lautes Krachen. Im Fahrbetrieb hat man aber außer beim Anfahren aber immer einen laufenden Motor und ein drehendes Hinterrad, sodass Tests im Stand nur begrenzt aussagekräftig sind.

Wichtiger als diese Versuche wären Tests der Kupplung gewesen. Steht das Motorrad auf dem Hauptständer, kann sich bei laufendem Motor bei eingelegtem Gang das Hinterrad trotz gezogener Kupplung mitdrehen, vor allem bei kaltem Motor. Es muss aber ohne Weiteres mit dem Fuß anzuhalten sein (bei gezogener Kupplung). Auch das Kupplungsspiel prüfen (s. Bedienungsanleitung). Hat die Kupplung einen definierten Schleifpunkt und ist die Kraftübertragung am Schleifpunkt gleichmäßig ?

Gab es denn ein Ereignis, das zum Auftreten der Probleme geführt hat ? Bei einem Sturz kann sowas passieren, wenn der Schalthebel Bodenberührung bekommt oder wenn man sich mit vollem Gewicht auf den Schalthebel stellt, insbesondere wenn dabei der Gang nicht geschaltet werden kann wie bei stehendem Motor ( gab es vielleicht auch Passanten, die unbefugt auf dem Motorrad herumturnen ?). Solche Dinge können Schaltgabeln verbiegen --> Getriebereparatur.

[Olchi]

Ich hatte vor Jahren einen leichten "Rutscher" , da war der Schalthebel abgebrochen und die Schaltwelle verbogen. ( ganz leicht im Bereich der Verzahnung verbogen ) Da ging gar nichts mehr zu schalten. Bei ebay Schaltwelle für 59€ gekauft und das Aus und Einbauen war ein "Kinderspiel".

[Asahi]

Kupplung werde ich bei der nächsten Ausfahrt bzw. anhand der Bedienungsanleitung nochmal prüfen.

Sturz oder Umfaller gab es, solange sie in unserem Besitz ist, mit der Maschine nie. Man sieht auch keinerlei Kratzer o.ä. an Schalthebel, Fußraster....

[Mopedfan71]

Ohne Verschleiß rückgängig machen zu können, hatte eine Erhöhung der Ölviskosität auf 15-W50 die Schaltbarkeit meiner ST merklich verbessert (und Schwitzen reduziert).

[Langstreckler]

Ohne Verschleiß rückgängig machen zu können, hatte eine Erhöhung der Ölviskosität auf 15-W50 die Schaltbarkeit meiner ST merklich verbessert (und Schwitzen reduziert).

Dem kann ich mich nur anschließen. Hinzu kommt, dass die Ölviskosität während der Betriebsdauer aufgrund von Kraftstoffeintrag und Scherbelastung abnimmt.
Vor einiger Zeit habe das Öl in meiner F800R einmal bei Ölcheck messen lassen: Nach 12000 km war die Visosität von SAE-Klasse 50 auf 30 abgefallen und es waren 4,3% Kraftstoff im Öl.

Gruß
Dietmar

[meier13]

Ich hatte an einem anderen Mopped mal das Problem, dass die Metallscheiben in der Kupplung (keine Idee wie die heißen) sich leicht verzogen haben. Da hatte ich genau das gleiche Problem, die wirkten wie eine Tellerfeder.

Ist der Schleifpunkt noch schmal oder eher breit und diffus? Ich würde die Kupplung mal so einstellen, dass der Schleifpunkt direkt einsetzt, wenn man die Kupplung zieht. Dann mal schauen,ob es besser ist, wenn man beim schalten die Kupplung bis zum Griff zieht.