Warum Ostdeutschland, warum Landpartie, warum Gespann?
Flüchtlingsenkel bin ich. Das habe ich erst jetzt, mit Ende 50, realisiert.
Aus Ostpreussen und Pommern stammt meine Familie. Und entfloh der russischen Rache bis an die holländische Grenze. Da wuchs ich auf. Immer spielte dieses „Ostpreussen“ eine diffuse Rolle. Die Weite, hiess es in den Erzählungen.
„Die Pferde schrien richtig, als sie mit den Wagen ins Eis einbrachen. Danach war es ganz still“ sagte meine Mutter. Opa lebte sein Leben in dieser anderen, neuen Welt weiter. Oma auch. In dieser stillen Dankbarkeit über ihre Flucht. Sie hatten es, beschädigt zwar, geschafft. Abgefrorene Zehen waren normal, damals. Den Verwandten, die es nicht geschafft hatten, schickten sie Pakete zu Weihnachten. Spülmittel war dabei, Schokolade und Strumpfhosen.
Opa liebte es, weiter ein Feld zu bestellen, zu säen, zu pflegen, zu ernten. Nutzvieh hatten wir auch noch. Wenige zwar, ich wuchs mit ihnen auf. Kühe hätte ich als Kind gerne gehabt. Die fand ich cool. Das war lange nicht mehr zeitgemäss, Opa wusste das, es war nur noch sentimental, ästhetisch und nutzlos. Das bezauberte mich. Er machte Kartoffelfeuer nach der Ernte und

te Pfeife. Sogar Schlachtung schockierte nicht, es war natürlich. Die Hühnerbrühe war toll.
Ostdeutschland, dieser bevölkerungsarme Teil Deutschlands, erzählt mir von der diffusen Sehnsucht meiner Grosseltern. Von ihrer Flucht und ihren Wurzeln. „Die haben immer noch so schöne Felder“ beschrieb Opa den Osten Deutschlands. Ihre Kinder gingen später nach Kanada oder eben an die holländische Grenze. Ostdeutschland und Ostpreussen wurden unwahr im Nebel der Erinnerung. Der menschleere Wald und diese weiten Felder wurden für mich als Stadtmenschen zu einem Bild, auf dem ein Mann zufrieden Pfeife

t. Eine Landpartie in eine vergangene Welt. Die Bevölkerungsdichte in Ostdeutschland ist identisch mit der vor 100 Jahren. Leere in einem Wohlstandsland. Keine Strände. Leere. Wahrer Luxus. Da will ich hin.
„Ein Motorrad ist ein Rennpferd, ein Gespann aber ist ein Esel“ schrieb Jan Joswig in WALDEN. Auch ich war immer Motoradfahrer, eine Reise durch stille und bedeutungsschwere Landschaft erfordert anderes als die früheren 300km/h: Ruhe, Bedacht, Eleganz, ein Lächeln und natürlich eine Tabakpfeife. Mein „Esel“ ist ein Motorrad-Gespann. Nicht einfach zu fahren, aber passend. 70km/h sind das Reisetempo.
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