Drehmomentschlüssel / Test

Alles was nirgenswo rein passt.

Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon Gante » 05.05.2014, 10:51

Nun, die alten Dampfloks waren auch komplett aus Stahl. Da hat man ein bisschen mehr Spielraum. Spannend wird es aber, wenn man Stahlschrauben in Aluminum dreht. Da hast Du dann ganz fix auch mal das Gewinde aus dem Alu gezogen. Und das ist, im Gegensatz zur Schraube selbst, leider immer die teure Seite der Verschraubung. Und gerade an unseren Moppeds gibt es ja reichlich Stahlschrauben in Alu.
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Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon kazee » 05.05.2014, 11:14

Lichtmann hat geschrieben:Hallo,

dann fahren quasi die alten Dampfloks unsicher umher, es sollte klar sein das ein 6er Bolzen nicht die Last tragen kann wie ein 16er Bolzen, wer das nicht versteht sollte überhaupt nix festziehen, weder mit noch ohne Drehmoment,

Wo bitte soll ein Risiko bestehen wenn ich die Verkleidungsschrauben zu fest anziehe, außer das sie sich ins Plastikgedöhns bohren? Wer macht sich mal den Spaß und überprüft an der Achsmutter hinten beim Kettenantrieb das Drehmoment? Ich wette da kommt Wasser raus zu fest ist das.

Nun hört aber auf.


In diesem Sinne, nach fest kommt ab, vorher kommt ganz ganz lose.


Nicht jeder hat deine Erfahrung und dein Gefühl. Und dann ist so ein Drehmomentschlüssel doch sehr hilfreich. Ich will nicht bestreiten, dass du das ohne hinbekommst, Harry aber wahrscheinlich nicht. Also soll er sich einen Drehmomentschlüssel holen. Die Frage war jetzt, ob es ein günstigeres Modell tut. Meiner (unerfahrenen) Meinung nach ja.
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Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon bimpf » 05.05.2014, 11:24

man könnte glatt meinen, es gibt in diesem forum für alles einen experten. jetzt schon einer der drehmomente mit der hand exakt hin bekommt :roll:
ganz ehrlich, solange ihr das an eurem motorrad macht ok, gebt aber nicht anderen den rat das gleiche zu tun. die hersteller geben nicht ohne grund drehmoment angaben für befestigungen an, auch wenns manche nicht wahr haben wollen. meine speedy braucht auch 146nm an der hinterachse, die zieh ich deswegen trotzdem mit einem schlüssel an
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Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon HarrySpar » 05.05.2014, 12:52

Bei meiner ZZR600 damals 1993 hab ich z.B. die Ventile eingestellt (mit Ausbau Nockenwellen) alles ohne Drehmomentschlüssel.
Ich habe mir die Drehmomentwerte aus dem Werkstatthandbuch geholt und dann nach Gefühl angezogen.
Bei "20Nm" stelle ich mir halt simpel einen 1m Hebelarm mit 2kg Gewicht am Ende vor. So ungefähr kann ich das schon schätzen.
Nun bin ich halt jetzt kein bettelarmer Student mehr und da leiste ich mir halt jetzt die beiden Drehmomentschlüssel.
Sind ja auch ein hübsches Männerspielzeug.
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Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon SebaMe » 05.05.2014, 14:10

Lichtmann hat geschrieben:Hallo,

dann fahren quasi die alten Dampfloks unsicher umher, es sollte klar sein das ein 6er Bolzen nicht die Last tragen kann wie ein 16er Bolzen, wer das nicht versteht sollte überhaupt nix festziehen, weder mit noch ohne Drehmoment,

Wo bitte soll ein Risiko bestehen wenn ich die Verkleidungsschrauben zu fest anziehe, außer das sie sich ins Plastikgedöhns bohren? Wer macht sich mal den Spaß und überprüft an der Achsmutter hinten beim Kettenantrieb das Drehmoment? Ich wette da kommt Wasser raus zu fest ist das.

Nun hört aber auf.


In diesem Sinne, nach fest kommt ab, vorher kommt ganz ganz lose.


Da es aufs Material, etc ankommt, kann ein 6er Bolzen sogar mehr aushalten wie ein 16er (was auch immer genau mit 6er und 16er Bolzen gemeint ist).
Dampflokomotiven wurden übrigens auch "immer" mit dem richtigen Drehmoment angezogen.
Die Sache mit dem Drehmoment wird von vielen belächelt, wenn man es sich aber einmal rechnereisch herführt, kommen da erstaunliche Ergebnisse bei raus!
Man kann zB mal die Nutzlast und das Anziehdrehmoment von M18 12.9 und M22 8.8 vergleichen (sind relativ ähnlich):
Nutzlast liegt bei einem Unterschied von ~10%, das Drehmoment bei ~50%. Allerdings ganz einfach gerechnet und ohne Sicherheit, etc...
.
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Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon Roadslug » 05.05.2014, 20:37

Ich habe in meiner Zeit als Versuchsingenieur bei BMW mit Sicherheit bei vielen hundert Schraubverbindungen die Spannkräfte, Löseverhalten etc. untersucht und entsprechend viel Anzugs-Vorschriften erstellt. Eines ist dabei wichtig: Bei einer Schraubverbindung kommt es nicht auf das Anzieh-Drehmoment an sondern auf die damit erzielte Vorspannkraft. Nun ist es aber so, dass vom Anzieh-Drehmoment allenfalls rund 10% in die Vorspannkraft umgesetzt werden, der Rest geht durch die Gewinde-Reibung und durch die Reibung unter dem Schraubenkopf verloren. Gleichzeitig wird diese Reibung durch alle möglichen Größen beeinflusst, so dass bei einer Verschraubung mit mehreren identischen Schrauben trotz exakt gemessenem Anzieh-Drehmoment Abweichungen der Vorspannkraft bis zu 50% und mehr vorliegen. Wenn man sich das vor Augen hält wird das auf wenige Prozent exakt eingehaltene Anzieh-Drehmoment eher zur Farce.
Im Automobilbau wird daher schon seit vielen Jahren bei wichtigen Schraubverbindungen nicht mehr das Anzieh-Drehmoment als Vorschrift verwendet, sondern wesentlich exaktere Verfahren wie Steckgrenzengesteuertes Anziehen, Drehwinkelgesteuertes Anziehen oder gar die Messung der Vorspannkraft beim Anziehen durch die elastische Längung der Schraube (per Ultraschall) verwendet.

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Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon HarrySpar » 06.05.2014, 10:02

Interessante Info, Roadslug.
Dann bin ich ja fast wieder am Überlegen, ob ich nicht bei meiner Handgefühlmethode bleibe.
Aber zumindest die beiden Rothewald-Schlüssel, die ich mir kaufen will, werden es für meine Zwecke sicherlich tun.
Noch was teureres wäre völlig rausgeworfenes Geld.
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Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon Gante » 06.05.2014, 10:33

HarrySpar hat geschrieben:Interessante Info, Roadslug.
Dann bin ich ja fast wieder am Überlegen, ob ich nicht bei meiner Handgefühlmethode bleibe.

Das scheint mir ein schönes Beispiel dafür zu sein, wie die Verbesserung der Informationslage zu einer Verschlechterung der Entscheidungsqualität führen kann. ;-)

Obgleich Roadslugs Ausführungen fachlich absolut korrekt sind, würde ich zu einem anderen Schluss kommen als er. Ich halte die Einhaltung des Anziehdrehmoments vor diesem Hintergrund nämlich keineswegs für eine Farce. Wenn ich nämlich weiß, dass ich bei einem bestimmten Prozessschritt - hier der Umsetzung von Drehmoment in Vorspannkraft - mit großen Abweichungen rechnen muss, dann sollte ich dies doch zum Anlass nehmen, wenigstens die Teile des Prozesses, die ich gut kontrollieren kann - in diesem Fall die Aufbringung des Drehmoments - mit möglichst geringer Abweichung auszuführen. Letztlich ist für die ordnungsgemäße Funktion doch die Summe aller Abweichungen ausschlaggebend. Und wenn die Schraubenverbindung und das zugehörige Anziehdrehmoment vernünftig berechnet wurden, dann kann man eben davon ausgehen, dass die Funktion auch für unterschiedliche Reibwerte gewährleistet ist, sofern ich die Montagevorschrift, sprich das Drehmoment, innerhalb sinnvoller Toleranzen einhalte. Wenn ich hingegen per Gefühl nur das halbe oder aber das doppelte Drehmoment aufbringe, dann ist die Funktion womöglich nicht mehr gewährleistet. Das sollte man dann aber nicht den Variationen des Reibkoeffizienten im Gewinde oder unter dem Schraubenkopf anlasten. ;-)
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Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon HarrySpar » 06.05.2014, 11:18

Wenn das um was es geht, nämlich die Vorspannkraft, um 50% variieren kann - trotz absolut identischen Drehmomenten beim Schrauben Festziehen, ist es doch ein Witz, dreimal so viel Geld für einen genaueren Drehmomentschlüssel hinzulegen, nur damit der dann nur +-4% Abweichung hat gegenüber +- 17% von einem billigeren Schlüssel.
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Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon Gante » 06.05.2014, 11:22

Da würde ich Dir nicht widersprechen wollen. Ich schrieb ja schon oben, dass ich selbst auch den (großen) Rothewald-Schlüssel habe und ihn für unsereins absolut hinreichend finde.
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Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon Roadslug » 06.05.2014, 19:15

Ich möchte mich mit meinen Ausführungen keineswegs gegen die Verwendung eines Drehmomentschlüssels aussprechen, ganz im Gegenteil. Gerade für den weniger erfahrenen Schrauber ist das ein gutes Hilfsmittel um eine Schraubverbindung einerseits fest genug und andererseits die Schraubverbindung nicht zu beschädigen. Man kennt das ja: Nach fest kommt ab und das wird in den meisten Fällen sehr teuer. Nur ein hochpräzises (und teueres) Werkzeug für den Drehmoment-Anzug ist eigentlich rausgeschmissenes Geld, weil man damit die Qualität der Schraubverbindung nicht unbedingt besser macht. Genauer geht es mit dem Drehwinkel-Anzug, allerdings braucht man dafür entsprechende Anziehvorschriften und die Schrauben müssen bei jeder Montage erneuert werden, weil sie beim Anziehen ein gutes Stück in den plastischen Bereich angezogen werden.

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Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon Schwarzfahrer » 06.05.2014, 19:33

Roadslug hat geschrieben:Gerade für den weniger erfahrenen Schrauber ist das ein gutes Hilfsmittel um eine Schraubverbindung einerseits fest genug und andererseits die Schraubverbindung nicht zu beschädigen.

Für erfahrene Berufsschrauber in Motorrad-Werkstätten und im Reifenhandel sowie Rennsport ebenfalls.
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Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon HarrySpar » 06.05.2014, 20:00

Roadslug hat geschrieben:, weil sie beim Anziehen ein gutes Stück in den plastischen Bereich angezogen werden.

Aber doch nicht alle, oder?
Die ganzen Schrauben am Motorrad, die in Alugewinde gedreht werden, werden doch nicht in den plastischen Bereich gefahren, oder?
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Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon Roadslug » 06.05.2014, 20:38

Wieso eigentlich nicht? Wenn eine Schraubverbindung richtig auslegt ist, dann ist immer die Schraube und nicht das Mutterngewinde das Bauteil das versagen soll. Das ist unabhängig davon ob es sich um ein Alu- oder Stahl-Teil handelt. Eine abgerissene Schraube lässt sich entfernen, bzw. eine überdehnte Schraube ersetzen. Aber ein ausgerissenes Mutterngewinde ist in der Regel nur mit einem ziemlichen Aufwand zu reparieren.
Das Maß der Dinge ist dabei die Gewindelänge. Bei einem Mutterngewinde in einem Stahl-Bauteil geht man davon aus, dass die minimale Gewindelänge gleich dem Gewinde-Durchmesser sein muss. Wenn das eingehalten wird dann wird beim überdehnen die Schraube reißen und nicht das Mutterngewinde versagen. Bei Alu-Bauteilen geht man von 2 x Gewinde-Durchmesser aus. Auch dann ist die Schraube und nicht das Innengewinde die Schwachstelle.

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Re: Drehmomentschlüssel / Test

Beitragvon HarrySpar » 06.05.2014, 21:00

Wenn es stimmt, was du sagst, dann Danke für die Info.
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