Servus!
Es ist immer wieder erstaunlich mit welch fehlendem Basiswissen die wunderbarsten Legenden und Verschwörungstheorien über das Netz verbreitet werden und mit einer Inbrunst auch noch verteidigt werden. Durchaus amüsant immer wieder die selben Argumente zu lesen. Vergleiche mit Motoren oder Kompressoren Anfang der 70er, als überhaupt erst die ersten ernstzunehmenden Mehrbereichsöle zum Einsatz kamen sind bei Vergleichen zu heutigen Motoren echt sensationell!
Ein Paar kurze Informationen helfen eventuell so manchem weiter.
Mehrbereichsöle funktionieren nur durch sogenannte (VI) Viscositätsindexverbesserern. Diese sind langkettigen Moleküle, die sich bei Kälte zusammenpacken oder -Rollen und bei Wärme ausdehnen. Das Problem ist nur die langen Ketten sind nicht sehr scherstabil und brechen leicht ab. Kürzere Ketten bedeuten dadurch niedrigere Viskosität und so wird das Öl bei höheren Temperaturen immer dünner.
Ein 0W20 oder 0W16, wie heute bei manchen modernen PKW neuerdings verwendet wird, hat natürlich nur wenig VI drinnen und ein 10W50 recht viel davon, also altert das 10W50 im Gebrauch schneller! Die Ölverdünnung ist also nicht nur ein Effekt der Kurzstrecke sondern auch eine der Belastung bei hohen Temperaturen.
Hohe wechselnde Drehzahlen und sehr niedrige Viskositäten sind nicht kompatibel, da der Schmierfilm leicht abreißen kann.
Die Zahl vor dem W ist die Kaltviskosität, die angibt bei welchen Wintertemperaturen das Öl noch funktioniert und auch ein 20W.. funktioniert noch unter 0*C. Da fahren nur wenige Motorradfahrer freiwillig.
Der große Unterschied zwischen mineralischen und synthetischen Ölen ist, das diese in der Regel als Basisöl ein Polyalphaolefin (PAO) haben, welches aber nicht unbedingt gut schmiert, dadurch sind sie auch üblicherweise höher additiviert. Teilsynthetische sind oft ein Gemisch oder auch nur ein Hydrocrack eines Mineralöls.
Beim Hydrocrack werden durch das Einbringen von Wasserstoff die langen Kohlenwasserstoffe gebrochen und so das Öl homogenisiert und so bezüglich Viskositötseigenschaften einem synthetischen Öl ähnlich ist.
Eine Viskosität eines Öles kann entweder durch ein Kernraffinat SAE30 oder durch Mischung verschiedener Viskositäten z.B. SAE20 und SAE50 erfolgen, das führt dann zu erhöhtem Ölverbrauch, da das SAE20 eben dünner und damit flüchtiger ist.
Wem jetzt noch nicht langweilig ist, ist wohl ein echter Ölbruder!
Sollte irgendetwas von einem Petrochemiker widerlegt werden. Gerne, man lernt nie aus!
LG aus Ölterreich
PS Ich war einige Jahre im technischen Vertrieb von Spezialschmiermitteln und KFZ
Ölen tätig.