Zuerst fällt mir auf, dass ich ganz schön wuchten muss, um sie vom Seitenständer in die Senkrechte zu bekommen. Boah, und die wiegt tatsächlich nur ca. 30 kg mehr als meine F? Kann doch gar nicht sein.
Weiter, ich fahr vom Hof. Ok, einigermaßen handlich ist sie, wenn sie mal fährt. Erste Kreuzung, Bremse, und ich meine, ich fahr Schiffschaukel, bis das Ding endlich mit einem Ruck steht. Ohgottohgott, was ist das denn. Jetzt muss ich blinken und mach zum erstenmal Bekanntschaft mit der berühmt-berüchtigten BMW-Blinkerlogik. Katastrophe! Da bräuchte ich wohl 2-3.000 km, bis ich mich daran gewöhnt hätte. Problematisch ist vor allem das Abschalten, da muss ich jedesmal auf die Schalter schauen um zu wissen, welcher jetzt fürs Einschalten und welcher fürs Ausschalten zuständig ist.

Dann weiter auf die Landstraße. Erstes Ärgernis: das Windschild. Es rüttelt und schüttelt am Helm und die Sicht auf die Straße vor mir ist getrübt. Wofür soll das Teil eigentlich gut sein? Auch verstellen bringt keine Erleichterung. Dann das Fahrwerk: die Kuh hat erst 2.500 km auf der Uhr, fühlt sich aber an wie 100.000. Einfach schwammig und die Rückmeldung von der Straße fehlt mir. Auch Versuche, mit ESA zu einer vorteilhafteren Einstellung zu finden, bringen nicht viel.
Der Motor: naja. Ca. 110 PS, glaube ich. Aber so richtig spürbar sind die auch nicht. Ok, sie kommt gut von unten raus, lässt sich dann bis 8.500 drehen. Aber da passiert dann nicht mehr viel. Die Leistung steigt halt so leicht übers Drehzahlband an. Mir fehlt da der Nachzünder, einfach langweilig. Und dann bei jedem Lastwechsel wieder das Geschaukel.
Nach ungefähr 100 km hats mir gereicht, ich hab meine F wieder abgeholt. Erstmal beim Händler nur aus der Garage geholt und vor die Tür gestellt, sind ca. 50 Meter. Aber diese kurze Strecke hat schon genügt, mir die Welten vorzuführen, die zwischen den beiden Mopeds liegen. Unglaublich! Ein Gefühl, wie wenn man Ski-Klamotten (inkl. Skischuhe) auszieht und Badeklamotten anzieht.
Auf der Heimfahrt (gleich mal mit ausgedehnten Umwegen) war dann alles wieder klar. Das ist es, was ich gesucht habe. Stabiles Fahrverhalten, klare Rückmeldungen, feste Federung/Dämpfung, lustige Leistungsentwicklung, schöne Instrumente, aktive Sitzposition, logische Schalter und vor allem: leicht und handlich wie ein Fahrrad. Ich hab mir selbst wieder zu meiner Wahl gratuliert.
An alle hier, die sich evtl. mal für eine 1200GS interessieren: macht ne ausführliche Probefahrt! Ich jedenfalls kann es überhaupt nicht nachvollziehen, warum sich so extrem viele Käufer für dieses übergewichtige, schwammige und langweilige Gefährt begeistern können.
