DB Autozug streicht Berlin aus dem Fahrplan

Alles was nirgenswo rein passt.

Re: AW: DB Autozug streicht Berlin aus dem Fahrplan

Beitragvon OnkelDittmeyer » 02.11.2012, 11:11

@Eike

Zum einen ist die Bahn keine Behörde (mehr).

Zum anderen ist Nahverkehr nur durch Subventionen lukrativ.
Das gilt sowohl für die DB, als auch für die anderen, kleineren Privaten.



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Re: DB Autozug streicht Berlin aus dem Fahrplan

Beitragvon Eike » 02.11.2012, 11:28

Was in Staatsbesitz ist, ist eigentlich immer eine Behörde, auch wenn es sich AG nennt. Denn hier kann jeder Politiker reinreden und jedem Blödsinn zum Durchbruch verhelfen.

Mit den stillgelegten Strecken meinte ich die, die die Bahn trotz Subventionen stillgelegt hat und die inzwischen z.B. von Landesbahnen wieder erfolgreich betrieben werden, ebenfalls mit Subventionen. Die Bahn hat tausende Km Strecken stillgelegt und das vor '94 und davon einen ganzen Teil, den man hätte weiter betreiben können. Nur dazu braucht man neue Konzepte und nicht die gleiche Struktur wie vor 100 Jahren, also Lok mit drei Hängern und keine Vertaktung.

Um mal was zum Thema zu sagen: Man kann bestimmt auch Autozüge wirtschaftlich betreiben, nur die Bahn kann und will es nicht. Leider werden eventuelle Konkurrenten aber von dieser Bahn weggbissen und so gibt es die dann halt' nicht mehr.

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Re: DB Autozug streicht Berlin aus dem Fahrplan

Beitragvon night-blue » 02.11.2012, 12:06

Dank der Diskussion um die Streichung von DB Reisezügen habe ich inzwischen etliche Alternativen gefunden. Da scheint es inzwischen schon einen interessanten Anbietermarkt zu geben; leider weniger in Süddeutschland/Bodenseeregion.

Einmal die Motorradtransporte in Boxen auf Lkw, andererseits auch 3,5to Transportervermietung in Doppelkabine mit Klimaanlage und A - und CH - Vignette. Ebenso diverse Mitnahmetransporte. Ich bin schon gespannt, was sich da in den nächsten Jahren ergibt.

Da ich bald zur Gruppe Ü60 gehören werde, die Motorradfahrer statistisch gesehen immer älter werden, wird es den meisten wie mir gehen. Langes Fahren in immer der gleichen Haltung auf endlosen Autobahnkilometern geht auf die Knochen und Bandscheiben. Da sind Alternativen nicht nur unter dem finanziellen Gesichtspunkt erwünscht.
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Re: AW: DB Autozug streicht Berlin aus dem Fahrplan

Beitragvon OnkelDittmeyer » 02.11.2012, 13:03

@Eike
Dann sind Post und Telekom auch Behörden, bis die Aktienmehrheit bei Privaten liegt?

Der Vergleich mit vor 94 hinkt. Da wurden Verlust-Strecken auch als solche in der Bilanz ausgewiesen, weshalb Stecken zur Verringerung von Verlusten stillgelegt wurden.

Beim heutigen System macht die Allgemeinheit immer noch Verlust, nur kann der private Dienstleister den als Gewinn verbuchen.

Anstatt also nur die tatsächlichen Verluste auszugleichen wird nun auch noch der Gewinn der privaten mitgetragen. (Und die nutzen den erfahrungsgemäß dazu, ihre Belegschaft oben fürstlich und unten eher schlecht zu bezahlen.)



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Re: DB Autozug streicht Berlin aus dem Fahrplan

Beitragvon Eike » 03.11.2012, 13:39

Telekom und Post sind wenigstens in Mehrheit privatisiert, der Bund hat hier kein direktes Durchgriffsrecht mehr auf Unternehmensentsheidungen. Das ist mit der 100% im Bundeseigentum befindlichen Bahn nicht vergleichbar. Aber Du hast Recht, so lange der Bund Beteiligungen über 25% behält, sind Telekom und Post keine echten Privatunternehmen. Man sollte nicht vergessen: Da sitzen immer noch Beamte und das in einem Dienstleistungsunternehmen :shock:

Die Bahn hat schon vor '94 so viele Strecken stillgelegt die heute - wo noch möglich - zum Teil reaktiviert und mit Erfolg wieder betrieben werden. Im Gegeteil, seit '94 hat die Bahn im Westen kaum noch Strecken stillgelegt, der größte Teil war vorher.

Vielleicht hast Du das System mit den Ausschreibungen im Nahverkehr nicht ganz richtig verstanden: Die Bahn fährt nicht einfach mit Verlust, sondern bekommt Subevntionen für jeden gefahrenen Km. Wird eine Strecke neu ausgeschrieben, gewinnt der Betreiber mit dem günstigsten Angebot. Die Allgemeinheit spart also erhebliche Summen gebenüber dem bisherigen Betrieb mit der Beamtenbahn. Dieses Geld steht dann für andere Zwecke zur Verfügung. Wie Du auf die Idee kommst, daß hier Steuergelder ohne jeden Vorteil für den Steuerzahler in private Gewinne umgemodelt werden, kann ich nicht nachvollziehen. Mir ist es lieber, ein Privater macht Gewinn, also wenn der doppelte Betrag im Beamtensystem versickert.

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Re: DB Autozug streicht Berlin aus dem Fahrplan

Beitragvon cultus » 03.11.2012, 14:20

Fahr einfach mal in England Bahn - wenn Du es Dir leisten kannst.

Dann weißt Du wohin eine völlig privatisierte Bahn hinführt. Mal abgesehen von den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten.
In dem Zug, in dem ich fahre soll auch ein Zugführer sitzen, der einigermaßen humane Arbeitsbedingungen hat und für den Schei0 Schichtjob ordentlich bezahlt wird.
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Re: DB Autozug streicht Berlin aus dem Fahrplan

Beitragvon Eike » 03.11.2012, 15:19

Ich glaube keiner hat was dagegen, wenn der Dienstleistende ordentlich bezahlt wird. Ob man dann für das Knöppedrücken auf der Lok deutlich mehr verdienen muß als ein Busfahrer, der viel mehr Verantwortung trägt, aber na gut. Auf jeden Fall erwarte ich aber für einen ordentlichen Lohn eine ordentliches Produkt. Wenn die Bahn das liefern würde, wäre ja alles toll. Wenn ich aber für horrende, ja unverschämt hohe Fahrpreise, so einen Mist wie die Deutsche Bahn serviert bekomme, dann ist es aus mit Sozialromatik. Entweder die Bahn geht mit der Zeit oder sie geht mit der Zeit. Dank der Fernbusse ab nächstem Jahr ist letzteres wieder etws wahrscheinlicher geworde.

Wenn Du wissen willst, wie schlecht die Bahn ist, brauchst Du nicht nach England. Fahre einfach mal dem Fernbus vom Müchen nach Freiburg und mal mit der Bahn. Danach wirst Du nicht mehr Bahn fahren wollen, nicht nur, weil diese mehr als doppelt so teuer ist.

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Re: AW: DB Autozug streicht Berlin aus dem Fahrplan

Beitragvon OnkelDittmeyer » 03.11.2012, 19:11

@Eike
Ich glaube Du hast mich falsch verstanden.
Vor der Bahnreform wurden die gezahlten Subventionen der Bahn als Verluste zugerechnet, wenn am Jahresende ausgerechnet wurde, wieviele Milliarden an Verlusten eingefahren wurden.
Nach der Reform sind eben diese Subventionen auf einmal Gewinne der privaten Unternehmen, in der Regel der DB AG.
Was die Belegschaft angeht: Der Zugbegleiter wird heute weniger verdienen als sein Beamten-Pendant von damals, dafür verdient man an der Spitze heute mehr als der Bundeskanzler (und zwar deutlich). Wobei im Nahverkehr der Zugbegleiter gleich ganz abgeschafft wurde, zu teuer.
Die sporadische Fahrkartenkontrolle übernimmt ein weiteres Privatunternehmen mit den bekannten Folgen.

Den vermeintlichen Widerspruch zwischen Dienstleistungsqualität und Beamtensystem vermag ich nicht zu erkennen.
Abgesehen davon muß auch ein Staatsunternehmen nicht zwingend mit Beamten arbeiten, daß war das Modell der 60er und 70er um Sozialabgaben zu sparen. Mir wäre es lieber, man begrenzte das Beamtentum auf den hoheitlichen Bereich (auch ein Lehrer muß kein Beamter sein!)

Der langen Rede kurzer Sinn: Wenn Privatisierung, dann richtig.
Will heißen: Keine Subventionen.

Oder ich mache halt eine Staatsbahn, die dauerhaft am Tropf der öffentlichen Haushalte hängt, dafür aber auch nach Hintertupfingen fährt.



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Re: DB Autozug streicht Berlin aus dem Fahrplan

Beitragvon Eike » 03.11.2012, 20:48

Aber wir hatten doch eine Staatsbahn, die riesige Verluste bei sehr mäßigem Standdard einfuhr und unglaublich viele Strecken stillegte. Wollen wir das noch einmal? Die Bahn wurde doch in eine AG umgewandelt, eben weil es sehr schlecht lief, nicht, weil alles toll war.

Mir wäre es lieber, die Bahn AG mit den Wagen wird verkauft und das Netz bleibt beim Staat. Jetzt haben wir so einen Mischmasch wie in der Energiewirtschaft: Der Staat macht permanent Mist und es wird der Privatisierung in die Schuhe geschoben. Lieber sollen ein paar Privatunternehmen Gewinne machen, wenn die Kosten für den Steuerzahler geringer werden. Und das ist derzeit der Fall.

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Re: AW: DB Autozug streicht Berlin aus dem Fahrplan

Beitragvon OnkelDittmeyer » 04.11.2012, 08:48

Die Bahn wurde mehr aus einer Modeerscheinung heraus privatisiert.
Staatlich galt bzw. gilt seit Anfang der Neunziger als behäbig, langsam, faul, inkompetent und “grau“.
Privat ist modern, kundenorientiert, schnell und hell bis bunt.

Die Staatsbahn war nie so schlecht wie ihr Ruf.

Sie war im großen und ganzen effizient und sicher. Aber halt verdammt teuer.

Ich habe grundsätzlich nichts gegen Privatisierung. Wenn es denn wirklich privat ist, also keine staatlichen Investitionen oder Subventionen mehr fließen und der neue Private einen ordentlichen Preis für das bisherige Staatseigentum hinblättert.
Ein privates Unternehmen sollte vollständig marktwirtschaftlichen Regeln unterworfen sein.
D.h. zum Beispiel auch die Befreiung von einem Grundversorgungsauftrag, wie ihn die Deutsche Post erbringen muß.
Entweder privat oder eben nicht.

Das von Dir genannte Netzmodell finde ich grundsätzlich auch überlegenswert.
Wobei das auch wieder einige neue Probleme aufwürfe.





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Re: DB Autozug streicht Berlin aus dem Fahrplan

Beitragvon Eike » 04.11.2012, 10:21

Die Situation der Bahn 1993 wird auf Wikipedia so beschrieben:

"Der Anteil der Eisenbahn an der Verkehrsleistung fiel zwischen 1950 und 1990 im Güterverkehr von 56 auf 21 Prozent, im Personenverkehr von 36 auf 6 Prozent. Der bis zur Wiedervereinigung staatlich geschützte Güterverkehr der Reichsbahn halbierte sich von 1990 auf 1991. 1990 zählte die Reichsbahn 224.000 Mitarbeiter, die Bundesbahn 249.000. Im Jahr 1993 fuhren Bundesbahn und Reichsbahn einen Verlust von rund 16 Milliarden D-Mark (etwa 8,2 Milliarden Euro) ein. Die Schulden beider Bahnen lagen zu diesem Zeitpunkt bei 66 Milliarden D-Mark.[3]"

Natürlich war ein Teil der Entwicklung unvermeidlich, aber heute sind die Verluste geringer und die Bahn ist trotz aller Probleme besser als 1993. Natürlich ist es noch ein weiter Weg und es wurde viel falsch gemacht - aber ernsthaft zu einer Beamtenbahn zurückzukehren will doch niemand. Stell Dir mal vor, die Telekom wird wieder staatlich mit Monopol und so. Dann wären diese Zeilen nicht möglich. Und: Die Bahn wurde nicht privatisiert, leider. Sie ist eine AG in 100% Staatsbesitz. Das macht zwar einiges einfacher, aber sie unterliegt weiter dem Staatseinfluß, was natürlich tendentiell teuer ist. Eine Privatisierung zu 100% ohne Subventionen sollte eigentlich möglich sein. Ich kann mir nicht vorstellen, daß man im Fernverkehr bei diesen Preisen kein Geld verdienen kann. Die Fernbusse werden zeigen, das es geht.

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Re: AW: DB Autozug streicht Berlin aus dem Fahrplan

Beitragvon OnkelDittmeyer » 04.11.2012, 17:45

Das eine Staatsbahn funktioniert sieht man doch ganz gut am Beispiel der Schweiz. Die SBB hat auch schon vor Überführung in eine AG funktioniert, wobei das jetzige “Unternehmen“ soweit ich weiß zwingend in staatlicher Hand bleiben muß.

Deine Zahlen sind wenig aussagekräftig.
Daß die Bahn in den 50ern mehr genutzt wurde, liegt doch hauptsächlich an der geringen (Auto-) Mobilität jener Zeit.
Da hatte der Papa ein 150er Moped. Damit konnte man mit der sechsköpfigen Familie kaum Tante Erna in München besuchen.

Mal abgesehen davon, daß die Problematik bei der Telekom nicht besteht - mit Telekommunikation kann man Gewinne machen und dann meinetwegen auch Millionen-Gehälter an die Konzernspitze zahlen - hat die graue Post ihren Job doch gemacht. Wir hatten immer ein funktionierendes Telefon zu Hause...



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