Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Alles was noch mit der F800S + F800ST + F800GT + F800GS und der F800R zu tun hat.

Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon Gante » 16.03.2015, 20:46

oilonice hat geschrieben:...wie schon von mir erwähnt:

Achsmuttern Radschrauben etc. müssen so ausgelegt sein, dass irgendwann das Gewinde überdreht...aber da darf nix brechen. Sowas wird in der Fahrzeugindustrie als Missbrauch auch normalerweise abgeprüft. Und es kommt auch in jeder FMEA (Fehler Möglichkeits Einfluss Analyse) vor....

Wenn es denn schon so technisch werden soll, dann aber bitte auch richtig. Es ist in diesem Fall ja keineswegs so, dass ein Überdrehen der Schraube zu einem akuten Brechen des Flansches im Sinne eines Gewaltbruches führt. Als akutes Versagensszenario wird auch hier ein Versagen des Gewindes auftreten, wenn man es übertreibt.
Was man an dem Flansch hingegen sieht, ist ein mit zeitlicher Verzögerung auftretendes Schadensbild, nämlich ein Ermüdungsbruch. Das Problem bei Aluminiumlegierungen ist, dass diese im Unterschied zu typischen Stahllegierungen keine Dauerfestigkeit aufweisen, dass es also auch bei niedrigen Belastungen nach einer entsprechend hohen Anzahl von Belastungszyklen zu einer Rissbildung und damit langfristig zum Versagen des Bauteils kommt. Wenn man zyklisch belastete Strukturen aus Aluminumlegierungen entwirft, kann das Ziel also niemals sein, dass keine Risse auftreten, sondern lediglich, dass ein Versagen des Bauteils nicht innerhalb der Nutzungsdauer auftritt.
Wenn nun also seinerzeit ein BMW-Ingenieur ausgerechnet hat, dass das Bauteil (bei der erwarteten Belastung) 300.000 km hält, bevor die Risse ein relevantes Ausmaß erreichen, dann kann es nun durch die erhöhte Beranspruchung infolge des zu hohen Anzugsmoments zu einem Versagen des Bauteils z.B. bereits nach 50.000 km und damit eben noch innerhalb der Nutzungsdauer kommen. Wie schlau oder unschlau es nun ist, bei der erwarteten Belastung ein Überdrehen der Schrauben nicht zu berücksichtigen, darüber kann man sicherlich streiten. Letztlich macht BMW nun das, womit sie auf der sicheren Seite sind, nämlich das fragliche Teil einfach aus Stahl fertigen.
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Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon Kajo » 16.03.2015, 21:26

@ Gante - besten Dank für diesen fachlichen Hintergrund.

Gruß Kajo
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Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon luckyludl » 17.03.2015, 00:12

Ich glaube, dass hier einiges hochgeschaukelt wird, was so über BMW nicht stimmt.
Deshalb pflichte ich Kajo bei, dass Gante dies hervorragend erklärt hat. Als damals die Teile verbaut wurden, war es eben die Erkenntnis damaliger Zeit. Doch jetzt stellt es sich durch die Gegenwart heraus, dass die Teile nicht den Ansprüchen oder Anforderungen genügen. Und somit ist es absolut richtig, die Rückrufaktion durchzuführen.
Auch die Japaner haben ihre Probleme. Speziell im amerikanischen Sektor kommen dort sehr viele Rückrufaktionen im Fahrzeug (genauer PKW-Sektor) vor. Vom Motorrad-Sektor hört man vielleicht deshalb weniger, weil der Fahrzeugbestand im Regelfall auch deutlich niedriger liegt. Dies dürfte auch hierzulande ein Grund sein, weshalb wir über andere Bike-Fehler eventuell gar nicht viel erfahren.
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Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon Eike » 17.03.2015, 07:26

luckyludl hat geschrieben:Ich glaube, dass hier einiges hochgeschaukelt wird, was so über BMW nicht stimmt.
Deshalb pflichte ich Kajo bei, dass Gante dies hervorragend erklärt hat. Als damals die Teile verbaut wurden, war es eben die Erkenntnis damaliger Zeit. Doch jetzt stellt es sich durch die Gegenwart heraus, dass die Teile nicht den Ansprüchen oder Anforderungen genügen. Und somit ist es absolut richtig, die Rückrufaktion durchzuführen.


Richtig. Der Fehler ist - genau wie die Achsen- / Lagergeschichte bei der F - zwar peinlich für einen erfahrenen Hersteller, aber gut. Manchmal passieren solche Sachen halt'. Wenigstens tauscht man hier komplett aus und wackelt nicht dumm am Rad wie bei der F. Wird wohl daran liegen, daß die R-Reihe zu wichtig für BMW ist.

Bleibt wieder nur die Frage, warum man 2011 die Serie ändert aber dann erst ein Motorrad verunfallen muß, bis man was macht. Das war vermeidbar, ist aber bei BMW wohl leider die Standardvorgehensweise.

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Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon bimpf » 17.03.2015, 08:06

Du weißt schon das zum Modelljahr 2012 die wassergekühlte gs gekommen ist oder ? Das ist es ja zwingend erforderlich gewesen, dass die Serie geändert wird
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Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon Eike » 17.03.2015, 10:47

Nein, die wassergekühjlte GS wurde erst ab 2013 verkauft. 2012 hat man also beim alten Modell die Serie geändert und keinen Rückruf gemacht: http://de.wikipedia.org/wiki/BMW_R_1200_GS_K50

Bei der K-Reihe gab es auch keinen Modellwechsel in 2012.

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Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon Flo800GT » 17.03.2015, 12:22

Eike hat geschrieben:
Flo800GT hat geschrieben:Und der Mob prügelt natürlich auf BMW ein, weil angeblich ein Konstruktionsfehler vorliegt..

Man sollte in einer Diskussion nicht andere als "Mob" bezeichnen, das ist immer ein starker Hinweis auf schwache Argumente ;-)

Gerade um das eigene Image zu schützen, muß man immer überlegen "Was passiert wenn..." Wenn ich eine neue Hinterradkonstruktion mit halbem Anzugmoment herausbringe, liegt es auf der Hand, daß das gelegentlich mal falsch gemacht werden wird.

Bei dem "Mob" gingen mir etwas die Pferde durch, das gebe ich zu.
Aber ich bin auch in anderen Foren unterwegs, und da geht es lange nicht so sachlich zu wie hier. Da passt die Bezeichnung dann schon..

Die Überlegung "was passiert, wenn" muss man anstellen. Aber muss man als Hersteller wirklich so weit denken, was passiert wenn das Bauteil mit dem Doppelten der vorgegebenen Kraft belastet wird?
Dass erst nach einem Unfall eine solche Großaktion gestartet wird ist natürlich ein Unding, wenn das Problem vorher schon bekannt war.
Allerdings scheint auch das in der Branche leider durchaus üblich zu sein (siehe z.B. die Airbag-Probleme im KFZ-Bereich).

Meine abschliessenden Worte zu dem Thema:
- BMWs Reaktionszeit hätte durchaus kürzer sein können (müssen).
- In diesem Fall sehe ich die Hauptschuld jedoch eher bei den Mechanikern & Schraubern.
- Jeder Hersteller hat ähnliche oder auch schlimmere Probleme und verschleppt diese mitunter ebenso lange.
- Wer mit der Qualität von Hersteller X nicht zufrieden ist, der sollte auch die Konsequenzen daraus ziehen und zu einem anderen Hersteller wechseln.
Und immer daran denken: Das Gras ist auf der anderen Seite immer grüner als auf der eigenen..
MfG,
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Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon oilonice » 17.03.2015, 12:58

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Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon Eike » 17.03.2015, 13:59

Flo800GT hat geschrieben:
- Jeder Hersteller hat ähnliche oder auch schlimmere Probleme und verschleppt diese mitunter ebenso lange.


Jeder Hersteller? Kannst Du vielleicht ein paar Beispiele für über Jahre verschleppte Rückrufe bei ein paar anderen Motorradmarken nennen? Würde mich ernsthaft interessieren. Wenn das überall so ist, brauche ich mich ja nicht immer über BMW aufregen ;-)

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Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon bimpf » 17.03.2015, 14:42

Hat er das nicht mit den Rahmenbrüchen und bremsen bereits getan ?
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Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon Anduin » 17.03.2015, 14:53

Eike hat geschrieben:
Flo800GT hat geschrieben:
- Jeder Hersteller hat ähnliche oder auch schlimmere Probleme und verschleppt diese mitunter ebenso lange.


Jeder Hersteller? Kannst Du vielleicht ein paar Beispiele für über Jahre verschleppte Rückrufe bei ein paar anderen Motorradmarken nennen? Würde mich ernsthaft interessieren. Wenn das überall so ist, brauche ich mich ja nicht immer über BMW aufregen ;-)

Gruß Eike


Puh, vielleicht sollte man mal Begrifflichkeiten klären, ab wann verschleppt denn ein Hersteller einen Rückruf? Ich würde das mal als pure Spekulation werten. Hatte mich auch schon vorher über folgende Aussage gewundert:

Eike hat geschrieben:aber dann erst ein Motorrad verunfallen muß, bis man was macht. Das war vermeidbar, ist aber bei BMW wohl leider die Standardvorgehensweise.


harter Tobak, ich wusste nicht, dass BMW im Standard so handelt, ist in meinen Augen aber mindestens grobe Fahrlässigkeit und damit ein schwerer Vorwurf an das verantwortliche Management.
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Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon Eike » 17.03.2015, 15:16

Anduin hat geschrieben:
Eike hat geschrieben:aber dann erst ein Motorrad verunfallen muß, bis man was macht. Das war vermeidbar, ist aber bei BMW wohl leider die Standardvorgehensweise.


harter Tobak, ich wusste nicht, dass BMW im Standard so handelt, ist in meinen Augen aber mindestens grobe Fahrlässigkeit und damit ein schwerer Vorwurf an das verantwortliche Management.


Ich beobachte ja nur und ziehe dann Schlußfolgerungen:

1. Die Gefahr Hinterradblockade bei der S / ST war BMW mindestens 5 Jahre bekannt, trotzdem kam der Rückruf erst, als ein HInterrad während der Fahrt blockierte. Davor wurde jahrelang ein Problem geleugnet.
2. K / R mit abfallendem Hitnerrad - ist BMW auch mindestens seit vier jahren bekannt. Rückruf aber erst nach erfolgtem Unfall.

Scheint also bei BMW normal zu sein, daß man trotz erkannter Gefahr erst was macht, wenn was passiert. Das ist vielleicht im Rahmen der Gesetze, aber nicht im Rahmen meiner Toleranzwerte ;-)

Ist hal't wirklich schade für die Marke und damit doppelt teuer für BMW. Mag sich ja hier manch einer nicht vorstellen können, aber auch ich fand BMW mal super und habe die Marke teilweise so irrational verteidigt wie Flo. Und auch ich hätte BMW die technischen Fehler verzeihen können. Das Verschleppen, leugnen und Kunden auf dem Schaden sitzen lassen, aber nicht.

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Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon schnecke » 17.03.2015, 16:10

Eike hat geschrieben:Jeder Hersteller? Kannst Du vielleicht ein paar Beispiele für über Jahre verschleppte Rückrufe bei ein paar anderen Motorradmarken nennen?


Flo800GT hat geschrieben:Und auch die Japaner warten jahrelang mit Rückrufen.
So hat Suzuki in 2013 einen Rückruf für Motorräder der Baujahre 2005-2013 gestartet (GSX-R 1000; defekter Hauptbremszylinder am Vorderrad).
Gruss
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Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon Eike » 17.03.2015, 16:19

Das ist aber genau das Gegenteil von Verschleppen: Suzuki hat halt' nicht wie BMW das Problem in der Produktion beseitigt, dann jahrelang geleugnet und fünf jahre später erst den Rückruf gemacht. Hier wurde offenbar bis 2013 etwas falsch gemacht und dann sofort zurückgerufen. Vom Verhalten her völlig in Ordnung. Warum kann BMW nicht ebenfalls so handeln?

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Re: Massive Rückrufaktion BMW Modelle 2003-2011 R- und K

Beitragvon bimpf » 17.03.2015, 16:38

das ist natürlich was anderes wenn man 8 jahre lang fehlerhafte teile verbaut und es irgendwann merkt. ich seh da exakt das gleiche problem.

naja ich muss es nicht verstehen :roll:
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